Monsieur N. mit seiner Mutter am 25. Januar 2021
Der Abend des 8. Januar 2021 nimmt auf dem Yenfaabima-Gelände seinen gewohnten Lauf. Nachdem kurz nach 18 h die Sonne untergegangen ist, entzünden PatientInnen und begleitende Angehörige am Rande des Hofraums zwischen den Gebäuden mehrere Feuer nebeneinander. In runden Metallkesseln, die auf drei Steinen ruhen, wird ein einfaches Mahl gekocht. Nach der Hitze des Tages genießen die BewohnerInnen die Abkühlung, die in dieser Jahreszeit der Harmattan aus der Wüste mitbringt. Die Feuer erhellen nur schwach die unmittelbare Umgebung. Sie sind die einzige Lichtquelle unter dem wolkenlosen Sternenzelt, der abnehmende Mond steht als schmale Sichel am Himmel.
Dann entsteht plötzlich Unruhe. Ein Fremder taucht aus der Dunkelheit auf und bedrängt einzelne PatientInnen. Sein aggressives Verhalten und der Lärm steigern sich. Den herbei eilenden BewohnerInnen droht er, sie zu erschlagen. Was dann folgt, nennt Tankpari Guitanga bescheiden und stolz „une nouvelle manière de recevoir un malade mental“ (eine neue Art und Weise, einen psychisch Erkrankten zu empfangen). „Anstatt ihn zu vertreiben, haben sich die Leute zusammengetan, um ihn unter Kontrolle zu bringen, bis er behandelt werden konnte.“ Das Ereignis zeigt, dass die beharrliche Aufklärungsarbeit Früchte trägt. Jede Woche wird mit den BewohnerInnen im Gästehaus ein Thema im Zusammenhang mit psychischer Erkrankung besprochen.