Bild: Yenfaabima
Neben den noch jungen staatlichen Strukturen spielen in Burkina Faso Traditionen noch immer eine große Rolle. Sie sind für weite Teile der Bevölkerung eine wichtige und Sinn stiftende Norm. Jede der zahlreichen ethnischen Gruppen hat eine eigene gesellschaftliche Struktur. Traditionelle Oberhäupter genießen großes Ansehen und sind in staatliche Funktionen eingebunden. Beispielsweise war beim Kauf des Geländes von Yenfaabima außer dem notariellen Vertrag zwischen Käufer und Verkäufer auch das Einverständnis des traditionellen Führers der Gourmantché unabdingbar. Denn alles Land gehört ihm bzw. der Gemeinschaft, er vergibt die Nutzungsrechte. Ebenfalls zur Tradition gehört, dass bei den Gourmantché das Oberhaupt durch eine Wahl bestimmt wird.
Leider hat das Festhalten an Traditionen auch Schattenseiten. „Am Vormittag des 24.4.2021 hatten wir eine psychisch Erkrankte in der Sprechstunde, deren Hände und Füße mit einem Stück Stoff zusammengebunden waren … In ihrer Kindheit ist sie während eines epileptischen Anfalls ins Feuer gefallen. Traditionell halten die Menschen in solchen Fällen Abstand, weil sie Angst haben, angesteckt zu werden oder ein Dämon auf sie überspringen könnte. Deshalb sind beide Hände schwer verbrannt. 38 Jahre Epilepsie haben sie psychisch krank und aggressiv gemacht. Zwei Tage zuvor hatte sie ihren ältesten Bruder mit einem Beil so schwer verletzt, dass er ins Krankenhaus musste.“